Bassklarinette (1), Violine (1), Violoncello (1), Akkordeon (1)
Beschreibung
"Als nicht gläubiger Mensch kann ich mit religiösen Festen wenig anfangen. Zu fremd sind mir ihre geschichtlichen und kulturellen Hintergründe, die nicht sehr viel mit mir und meiner Gegenwart zu tun haben; und der Glaube an einen Gott konnte mir nicht abhanden kommen, weil er mir nie gegeben war.
Was ich jedoch bei Lichterfesten – unabhängig von Kultur und Religion - zu verstehen glaube, ist der Aspekt der Hoffnung. In Zeiten von Dunkelheit und Finsternis ist der Wunsch nach Licht und Wärme ein menschliches Grundbedürfnis, das auf verschiedene Weise artikuliert werden kann: durch religiöse Riten ebenso wie durch Kunstwerke, am ergreifendsten vielleicht dort, wo utopische Hoffnungen formuliert werden (wir wissen, dass alle Menschen niemals Brüder werden, und gerade deswegen zelebrieren wir immer wieder ein Werk, dass diese Hoffnung auf berauschende Weise zum Ausdruck bringt).
In meinem kleinen Stück spielt die Bassklarinette eine Linie, die von ihrem tiefsten Ton ins höchste Register führt. Die Struktur dieser Aufwärtsbewegung habe ich dem jüdischen Chanukkafest entlehnt: in acht immer kürzeren Abschnitten werden immer mehr Spitzentöne angespielt, im ersten einer, im zweiten zwei, im achten schließlich acht. Akkordeon, Violine und Violoncello übernehmen diese Töne und schaffen so einen harmonischen Raum, der Schritt für Schritt heller wird.
Der resultierende musikalische Prozess kann als Ausdruck der Hoffnung gelesen werden. Hoffnung worauf, kann sich jede(r) selbst aussuchen."
Alexander Stankovski (2018)
Uraufführung
4.12.2018 - Wien
Mitwirkende: Ensemble Wiener Collage
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 18. 4. 2020): Stankovski Alexander . Linien V (Chanukka). In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/200195 (Abrufdatum: 22. 11. 2024).